Hier kommt der versprochene Blog über das East Cape, eine wunderschöne, dünnbesiedelte Küstenregion am östlichsten Zipfel von Neuseeland. Von Gisborne aus sind wir dem Pazific Coast Highway für etwa 370 kurvenreiche Kilometer gefolgt. Schon kurz nach Gisborne zeigt sich, warum die Route für ihr Panorama bekannt ist. Die Straße führt direkt ans Meer und bietet wunderschöne Blicke auf weite Strände und türkisblaues Wasser:
Unseren ersten Halt machten wir in der Tolaga Bay, um einen 660 Meter langen Anlegesteg (Wharf) zu besichtigen. Vor etwa 120 Jahren war dieser kleine Küstenort der größte Umschlagplatz an der neuseeländischen Ostküste und um den großen Schiffen das Anlegen leichter zu machen wurde zu Beginn des 20. Jahrhundert dieser Steg gebaut. Gegen 1950 verlor der Ort an Bedeutung und heute leben noch etwa 700 Einwohner hier. Wir liefen auf dem Wharf ganz nach vorne und machten dort unsere Mittagspause.
Auf unserer Weiterfahrt stießen wir dann auf ein sehr ungewöhnliches Verkehrshindernis: Wir fahren um eine Kurve und blicken plötzlich auf eine Straße voller Schafe. Mindestens 200 Stück wanderten dort entlang – offensichtlich ohne Besitzer. Im Schritttempo ging es mitten durch die Herde, zum Glück ohne Probleme, da die Schafe mit dem Konzept Auto wohl bereits vertraut waren und auswichen.
Danach ging es weiter in die nächste Bucht: Tokomaru Bay, in der unser Hostel mit dem wunderschönen Namen „Stranded in Paradise“ auf einer kleinen Anhöhe lag. Erstaunlicherweise hatten wir das ganze (kleine) Haus samt Terasse für uns alleine, da keiner außer uns dort übernachtete. Bei der Ankunft versetzten die Toiletten – es waren Plumsklos, ironischerweise mit Flieswasserhähnen zum Händewaschen daneben – Ina einen kleinen Schock, aber der Ausblick beim Kochen konnte dann doch versöhnen. Wie oft spühlt man schon mit so einer Aussicht ab?
Natürlich erkundeten wir auch den Strand in der Bucht. Feiner Sand, türkisblaues Meer und kein Mensch weit und breit – was will man mehr? 😉
Auch die schöne Terrasse des Hostels lud zum Verweilen ein. Man konnte die Brandung hören und sich so bei einem Buch oder mit Pinsel und Farbe wunderbar entspannen.
Und das ist der gemalte Ausblick:
Nachdem wir in der östlichsten Region Neuseelands unterwegs waren und damit (abgesehen von ein paar kleinen Inseln) an dem Ort der zuerst den neuen Tag begrüßt, hieß es am nächsten Morgen früh aufstehen. Mit einer Tasse Tee beobachteten wir von unserer Terrasse aus einen wunderschönen Sonnenaufgang.
Danach ging es auch bald los, denn an diesem Tag hatten wir einiges vor. Unsere erste Attraktion war die Kirche des kleinen Dorfes Tikitiki. Von außen wirkt sie wie eine gewöhnliche Holzkirche doch im Inneren ist sie in Tradition der Maori mit Holzschnitzereien und Flachswebereien geschmückt.
Vor allem im Detail sind die Holzschnitzereien, die auch die Maoriversammlungshäuser – die Marae – verzieren, sehr beeindruckend. Diese sind am Eingang zu der Kirche angebracht.
Unser nächstes Ziel war Te Araroa, von wo aus man auf einer Schotterstraße 20 km zum East Cape Lighthouse fahren kann. Dieser steht dann tatsächlich am östlichsten Eck des neuseeländischen Festlands und leuchtet von dort etwa 35 km weit sichtbar in den Pazifik. Auf dem Weg dorthin ging es sehr langsam durch traumhafte Landschaft und gleich der erste kurze Photostop bot ganz besondere Models auf. Kaum hatte Mili das Auto kurz verlassen und zwei Schritte in Richtung des Strandes gemacht, um einen schöneren Bildausschnitt zu bekommen, da rannten zwei Kühe auf sie zu. Glücklicherweise blieben sie etwa 10 Meter entfernt stehen und posierten einige Minuten für ein Bild, bevor sie weiter am Strand entlang rannten….
Generell waren freilaufende Tiere auf der gesammten Strecke keine Seltenheit. Schafe, Kühe und auch Pferde graßten unbekümmert am Straßenrand:
Oder standen auch einfach mitten im Weg:
Erst als wir uns auf etwa 10 Meter genähert hatten, begann dieses Kälbchen seelenruhig die Straße freizugeben. Auch als wir auf dem Rückweg wieder vorbeikamen, schaute es sehr neugierig. Das Konzept Auto war da wohl eher neu… 😉
So erreichten wir das East Cape in seiner wunderschönen Landschaft. Oben auf dem Hügel kann man schon klein den Leuchtturm erkennen.
Hoch führte ein Wanderpfad über etwa 700 Stufen. Da haben wir den Anstieg schon fast geschaft:
Oben bot sich eine großartige Aussicht über das Land und den Ozean und natürlich konnte man auch dem Versuch, den gesamten Leuchtturm aufs Bild zu bekommen, Zeit widmen…. 😉
Rückwärts ging es wieder auf der schmalen Schotterstraße durch die wunderschöne Landschaft:
Es gab auch einige kuriose Schilder zu bewundern. An die Geschwindigkeitsbegrenzung auf neuseelandischen Straßen auf 100 km/h muss man natürlich mitten auf einer engen, einspurigen Schotterstraße errinnern. Denn da könnte ja ganz leicht jemand aus Versehen schneller Fahren…. 😉
Dagegen ist dieses Schild, das darauf hinweist, wo man freilaufendes Vieh melden kann, richtig nützlich. Denn im weiteren Verlauf des Tages sind wir auf noch mehrere weitere Tiere am Straßenrand gestoßen.
Neben dem Abstecher zum Leuchtturm bietet Te Araroa auch den größten und wahrscheinlich ältesten Pohutukawa Baum. Der sich weit verzweigende Baum ist zwar nur 20 Meter hoch, dafür aber über 40 Meter breit. Ja, all das ist EIN Baum.
Ein weiteres typisches Bild dieser dünn besiedelten Gegend wollen wir euch auch nicht vorenthalten: Briefkästen. Sie stehen in Reih und Glied am Straßenrand und nur eines fehlt: Ein Haus, zu dem sie gehören könnten…..
Am späten Nachmittag erreichten wir das Küstenstädtchen Whakatane. Dort sind wir zwei Tage geblieben, und so hatten wir heute gemütlich Zeit, den Ort zu erkunden. Die Maoris siedelten hier schon vor 800 Jahren und der Stadtname bedeutet übersetzt „Lass mich wie ein Mann handeln“, was eine Maoridame auf einem Hausboot in Seenot vor der Küste ausrief, bevor sie gegen die Tradition das Ruder ergriff und das Boot in die Sicherheit des natürlichen Hafens steuerte.
Auch heute findet man noch Maorivergangenheit in der Stadt. Etwa steht ein heiliger Fels, der Pohaturoa mitten in der Stadt und die Straße führt einfach auf beiden Seiten um ihn herum. Der Vertrag von Waitangi (das bekannte Abkommen der Einwanderer mit den Maori über die Verteilung des Landes) wurde hier von den Ngati Awa Stämmen unterzeichnet.
Auch sonst ist die Natur nicht weit von der Stadt entfernt. Dieser Wasserfall sprudelt etwa 5 Minuten vom Besucherzentrum der Stadt über die Klippen:
Dafür ist die Stadt sonst eine gewöhnliche neuseeländische Stadt mit einer Shoppingstraße voller Parkplätze und Autos und ohne ein höheres Gebäude als 3 Stockwerke. Das Bemerkenswerteste waren noch die kreativ eingestricken Bäume:
Daneben verwöhnte uns der Ort auch mit richtig schlechtem Wetter, damit es, wenn wir heimkommen, nicht so überraschend ist 🙂 Hier ist mal ein Beweisbild: auch bei uns kann es regnen, auch wenn wohl der Großteil dieses Blogs einen das Gegenteil annehmen lässt 🙂
Morgen brechen wir nach Matamata auf – an diesem Ort steht das Filmset von Hobbinton – und werden auf dem Weg dorthin die Geysire, blubbernden Schlammpools und bunten Seen von Rotorua besichtigen.
Bei uns war heute blauer Himmel und Sonnenschein, d. h. ihr könnt euch überlegen ob ihr nicht doch zurückkommt. ☺☺☺